
Elisabeth von Elmenau über die Nutztierhaltung:
„Während der BSE-Krise hatte ich beschlossen autark zu werden – also das Fleisch, das ich essen möchte, selbst zu erwirtschaften – und habe mir Rinder, Schweine und Geflügel zugelegt.
Diese Entscheidung habe ich weniger aus der Angst vor einer möglichen BSE-Infizierung getroffen, sondern vielmehr aus der Erkenntnis, dass BSE eine Folgeerkrankung der Massentierhaltung ist.
Wenn man sich vorstellt, dass während der BSE-Krise allein in Großbritannien über vier Millionen Rinder in einem Zeitraum von etwa drei Jahren gekeult wurden, bekommt der Begriff Massentierhaltung eine noch grausamere Bedeutung.
Die Freilandhaltung von Tieren und das Töten der Tiere in ihrer gewohnten Umgebung durch das Verfahren Kugelschuss (d.h. aus einer Entfernung von 50 – 100 m) entspricht meiner Vorstellung von artgerechter Tierhaltung und schonender Tötung.
Ich erspare dem Tier so den Transport zum Schlachthof, damit auch die Angst vor der fremden Umgebung und vielleicht auch das Bewusstsein, jetzt getötet zu werden.
Seit 2010 wurde dieses Verfahren in der EU-Hygiene-Verordnung (EG) Nr. 853/2004 und deren nationalen Durchführungsbestimmung die “Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung” (TierLMHV) allerdings untersagt. Mit der Folge, dass Tiere zur kommerziellen Lebensmittelgewinnung nur lebendig an Schlachthöfe angeliefert werden dürfen. Dieses Verbot richtete sich primär an Lebensmittelunternehmen um zu vermeiden, dass bereits tote Tiere in die Lebensmittelkette gelangen.
Zu meiner großen Freude kann seit November 2011 das Verfahren Kugelschuss auf der Weide für extensiv gehaltene Rinder per Ausnahmegenehmigung durch das Veterinär- und Landratsamt wieder angewandt werden. Die “Erste Verordnung zur Änderung der Tierischen Lebensmittel-Hygieneverordnung” (TierLMHV) schafft neue Möglichkeiten zur Erzeugung und Vermarktung von ganzheitlich artgerecht erzeugtem Fleisch.
Ich sehe diesen Sachverhalt als große Chance für Landwirte, die den Gedanken der “artgerechten Nutztierhaltung” hinsichtlich des “letzten Weges” der Tiere zu Ende denken wollen und erkannt haben, dass es Qualität nur bedingt in Masse geben kann.“